Saturday 30 June 2007

Intuition als unbewusste Informationsverarbeitung

Wir sind permanent umgeben von einer Flut von Informationen. Einerseits in der Außenwelt: visuelle Eindrücke, Geräusche, kinästhetische Informationen, Gerüche und Geschmack. Andererseits gibt es während unseres Wachbewusstseins auch eine ebensolche Vielfalt an innerweltlichen Informationen: Assoziationen, Bilder, Erinnerungen, innere Stimmen usw. Allerdings sind wir nicht in der Lage, all diese Informationen bewusst wahrzunehmen und zu verarbeiten. Der größte Teil dieser Datenmenge bleibt unbewusst, nur ein Bruchteil gelangt in unser alltägliches Wachbewusstsein. Dabei lassen sich noch subliminale (unterschwelige) Wahrnehmungen von unbewussten derart unterscheiden, dass unbewusste Wahrnehmungen lediglich von der jeweiligen Aufmerksamkeits- fokussierung abhängen, also prinzipiell dem Bewusstsein durch eine Verschiebung der Aufmerksamkeit zugänglich sind, während subliminale Wahrnehmungen grundsätzlich im Unbewussten bleiben, da z.B. bestimmte Frequenzen nicht mehr bewusst gehört werden können, oder kurze Standbilder innerhalb eines Filmes (z.B. bei den Experimenten mit „subliminaler Werbung“) prinzipiell nicht ins Wachbewusstsein gelangen, dafür aber nachweislich eine Rolle bei anschließenden Entscheidungsprozessen spielen.
Von dieser Perspektive aus betrachtet, scheint es eine gewagte Hypothese, dass wir alle unsere Entscheidungen bewusst treffen. Vielmehr liegt es nahe anzunehmen, dass alle unsere Entscheidungen, auch die vermeintlich rationalen, durchdrungen sind von unbewussten und irrationalen Anteilen. Intuition kann in diesem Zusammenhang als eine Form unbewusster, zielgerichteter Informationsverarbeitung interpretiert werden, die sich häufig in Form eines einfachen handlungssteuernden Gefühls äußert, dieses oder jenes zu tun, bzw. zu unterlassen.

Ein Beispiel zur Illustration:
Jemand ist auf der Suche nach einer Postkarte mit einem bestimmten Motiv. Er geht in einen Buchladen, an dessen Eingang ein paar Kartenständer stehen, die ihm aber nur als Ganzes ohne einzelne Postkarten im Augenwinkel kurz bewusst werden. Beim Verlassen des Geschäftes kommt dieser Person plötzlich der Gedanke (mithin: die Intuition), diese Kartenständer durchzuschauen. Und er wird fündig: genau die Karte mit dem Motiv, dass er gesucht hatte. In der Rekonstruktion dieses Ablaufes liegt die Vermutung nahe, dass die Person unbewusst die gesuchte Karte wahrgenommen hat – beim Herausgehen aus dem Buchladen trat diese Information in Form des beschriebenen Gedankens über die Bewusstseinsschwelle und führte zu dem gewünschten Erfolg.

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