Wednesday 27 June 2007

Der Dialog-Prozess: Unstimmigkeit als Chance

Eine Dialoggruppe reagiert immer sensibel auf solche Augenblicke, in denen kaum wahrnehmbare Störung an die Oberfläche kommt. Unweigerlich taucht in solchen Momenten der Gedanke auf:
»Lasst uns einfach weitermachen. Das hier ist doch bloße Wortklauberei.«

Aber vielleicht lässt sich die Meinungsverschiedenheit doch nicht so schnell ausräumen, vielleicht ist die Abweichung keineswegs nur rein begrifflich und von untergeordneter Bedeutung. Der helfende Begleiter muss dann in der Tat eingreifen und sagen:
»Sinn und Zweck der Übung ist nicht »einfach weiterzumachen«, sondern zu untersuchen, ob diese möglicherweise subtilen Unstimmigkeiten uns zeigen, wo wir mehr in die Tiefe gehen sollten.«

Der Augenblick auftretender Störungen ist ein Grund zur Freude.
»Diese kleine Diskrepanz ist faszinierend. Sie bietet eine wirkliche Chance. Lasst sie uns nicht vertun.
Lasst uns ein wenig innehalten, das Band ein Stückchen zurückspielen und uns einmal genauer anschauen, was unter der Oberfläche eigentlich wirklich geschieht...«

Wenn es keinerlei Abweichungen oder Meinungsverschiedenheiten gibt, ist das möglicherweise ein Anzeichen dafür, dass die Gruppe zu schnell vorangeht.

Oftmals entwickelt sich gerade zwischen Gruppenmitgliedern mit den gegensätzlichsten Standpunkten eine starke Sympathie, so als ob die Zuneigung gerade durch diese Verschiedenartigkeit gefördert würde.
Man hört dann häufig Äußerungen wie:
»Ist es nicht faszinierend, dass Du so unterschiedlicher Auffassung bist? Warum empfindest Du so?
Wie bist Du zu diesen Standpunkt gekommen?

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