Wednesday 27 June 2007

Die Theorie des Dialogs

Aus Sicht der Dialogtheorie spiegeln Zusammenbrüche in der Effektivität von Teams und Unternehmen eine wesentlich tiefgreifendere Krise in unserer grundsätzlichen Weltwahrnehmung wider.
Wir lernen, die Welt zu deuten, indem wir sie ganz automatisch in Kategorien und gedanklichen Unterscheidungen teilen.
Wir sind dann häufig hypnotisiert von diesen Unterscheidungen und vergessen, dass wir sie selbst geschaffen haben.
Eine Wahrnehmung wie »Die Wirtschaft gerät aus den Fugen« oder »Die Menschen sind korrupt« verwandelt sich in eine eigenständige Realität, auf die wir scheinbar keinerlei Einfluss haben.

Bedeutsamer Weise schaffen wir diese »hypnotischen Zustände« gemeinsam und lassen uns gemeinsam auf sie ein. Viele Ärzte sind zum Beispiel in dem »hypnotischen Zustand« gefangen, dass schwierige Geburten ein »Problem« seien, dass einer »Lösung« bedürfe. Wenn Programme zur Mutterschaftsvorsorge die Einzelfälle schwieriger Geburten verringern, insistieren (beharren, bestehen darauf) Ärzte, dass im Grunde »nichts geschieht«.
Eine erfahrene Hebamme, die einen solchen Kommentar hörte, widersprach:
»Wir sehen, dass etwas geschieht, wo Sie nichts sehen.«

Sie argumentierte, dass »problemlose Geburten« ein gewaltiger Fortschritt seien, aber eben eine ganz andere Sichtweise des Phänomens implizierten als »das Problem schwieriger Geburten«.

Im Grunde genommen hatten die Ärzte ihr Verständnis fragmentiert und sich selbst daran gehindert, den Unterschied zwischen »Problemen« und »Merkmalen« zu erkennen.

Wie David Bohm (Physiker) ausführt, ist die Fragmentierung des Denkens wie ein Virus, das alle Bereiche menschlicher Unternehmungen befallen hat.

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Die meisten Spezialisten sind nicht in der Lage, über die Grenzen ihrer Fachgebiete hinweg zu kommunizieren.
Das Marketing sieht die Produktion als das Problem.
Manager sollen »denken«, Arbeiter »handeln«.
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Anstatt sich auf gemeinsame Überlegungen einzulassen, verteidigen die Menschen ihren »Teil« und versuchen, andere zu besiegen. Wenn die Fragmentierung eine Bedingung unserer Zeit ist,

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dann ist der Dialog eine relativ bewährte Strategie, um von der Denkweise zurückzutreten, die von der Fragmentierung erzeugt wird.

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Zur Vertiefung einen Link:

http://thinkg.net/david_bohm/bohm_dialog_vorschlag.html

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