Wednesday 13 June 2007

Die Suche nach der Creative Economy

Deutschland begibt sich auf die Suche nach der Creative Economy, dem Schlüssel zur Wissensgesellschaft.
Und stößt dabei auf eine Klasse, die irgendwie nicht ins Konzept passt.

"Dieser Prozess der schöpferischen Zerstörung ist das für den Kapitalismus wesentliche Faktum. Darin besteht der Kapitalismus, und darin muss auch jedes kapitalistische Gebilde leben."
Joseph Schumpeter: Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie (1942).

Die Ware, mit der diese neue Wirtschaft handelt, Kreativität, hat es ohnehin schwer. Denn sie lässt sich im Gegensatz zu ihren historischen Vorgängern nicht einfach im Voraus definieren, so, wie man es für ein Werkstück oder ein Produkt vom Fließband ganz selbstverständlich tun kann.
Eine Idee ist zunächst nichts weiter als ein Gedanke, eine Abstraktion, nichts Gegenständliches also. "Davon kann man nichts kaufen", sagt der Volksmund. Es steht nirgendwo geschrieben, dass kreative Arbeit verlässlich zu Ergebnissen führt. Auch die Richtung ist oft nicht klar bestimmbar. Nachdenken kann zu Ergebnissen führen, die mit dem ursprünglichen Ziel nichts zu tun haben, zu Nebeneffekten, neuen Erkenntnissen, die völlig überraschend sind. Kreative Arbeit ist risikoreich. Sie kann zu Revolutionen führen, aber auch völlig im Sande verlaufen. Mit anderen Worten: Nichts ist einfacher, als kreative Denkarbeit zu diskreditieren – und sie vor dem Hintergrund des Bewährten infrage zu stellen. Das passiert auch regelmäßig. Und noch etwas kommt hinzu: Kreative sind in der wirklichen Welt keineswegs so leicht von anderen Menschen zu unterscheiden wie im Labor der Neurowissenschaftler. Schon der Begriff Kreativität ist im Grunde nicht klar definiert. Im heutigen Sprachgebrauch meint man damit eigentlich alles, was irgendwie Neues schafft, also Dinge, Methoden, Verfahren und Ideen, die zuvor noch niemand hatte. Erfindungen, Verbesserungen, Optimierungen, Kunstwerke, Literatur, Musik, Software, Design und Blaupausen fallen, neben tausenden anderen Dingen, unter diese weitläufige Definition. Kreativ ist ein Schreiner, der aus einem Stück Holz ein Unikat, ein noch nie dagewesenes Original schafft, ebenso wie ein Chirurg, der eine neue Operationstechnik ersinnt. Ein Software-Ingenieur findet sich auf der gleichen gesellschaftlichen Ebene wie ein Klempner, der eine Wasser sparende, ökologisch sinnvolle Klospülung bastelt. Alle bekannten Klassen und Schichten lösen unter der kreativen Doktrin auf.
>>>Quelle: brand eins, 9. Jahrgang, Mai-Ausgabe:
>>>Achtung! Sie betreten den kreativen Sektor.
>>>Schwerpunkt Ideenwirtschaft
  1. Wo beginnt für uns die Kreativität?
  2. Welche Methoden setzen wir ein?
  3. Wie offen, wie tolerant, wie netzwerkfähig sind wir?
  4. Wie setzen wir unsere Ideen gegenüber dem Kunden durch?
  5. Beiben wir allzuoft im Mittelmaß stecken?
Ich freue mich auf Eure Kommentare!

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