Monday 17 September 2007

Soziologie: Soziales Handeln

Der Begriff soziales Handeln bedeutet in der Soziologie ein „Handeln“ (Tun, Dulden oder Unterlassen), das für den Handelnden (den "Akteur") subjektiv mit "Sinn" verbunden ist. Je nach Auslegung des Begriffes definiert sich soziales Handeln auch dadurch, dass es auf Andere bezogen, "sinnhaft" am Verhalten Anderer orientiert ist. Er wurde für die Sozialwissenschaften maßgeblich in der Nachfolge von Max Weber geprägt.

Sinn bedeutet also den vom Akteur verstandenen "Sinn", in der Regel verstanden als seine Absicht, das der Handlung zugrundeliegende Ziel. Für Unbeteiligte muss die Handlung jedoch nicht unbedingt sinnvoll erscheinen. Aus dem Sinn lässt sich die Motivation zum Handeln erschließen. „Sozial“ ist dieses Handeln dann, wenn es seinem Sinn nach wechselseitig auf das Handeln anderer bezogen wird und sich in seinem Verlauf daran orientiert. Diese Anderen müssen nicht physisch anwesend sein. Wird das Handeln an abstrakten, allgemein verbindlichen Regeln (Normen, Gesetzen) ausgerichtet, also an einer bestehenden Ordnung und nicht an privaten Deutungen, spricht Weber von Gesellschaftshandeln.

Eine Theorie vom "sozialen Handeln" muss wie jede Theorie des „Handelns“ eine (anthropologische, biosoziologische) Theorie des sozialen "Akteurs" axiomatisieren. Ältere Ansätze (so der von Ferdinand Tönnies) benutzen als Sinnstifter für das handelnde Subjekt das Konzept des Willens oder (so Jürgen Habermas) der Reflexion, die meisten jüngeren das Konzept der „Ratio“ (→ Theorie der rationalen Entscheidung (rational choice theory), etwa bei Hartmut Esser) oder die „Autopoiesis“ (so Niklas Luhmann). Siehe im Übrigen dazu die Artikel über das Handeln und die Arbeit.

Der Kontrastbegriff zum „sozialen Handeln“ ist in der Soziologie das „Sozialverhalten“. Dessen Ansatz umgeht die „Sinn“-Kategorie (bzw. sie ist ihm stets eine ideologische Aussage), so dass sich „Verhalten“ mit dem von Tieren, ja Pflanzen und Robotern vergleichen lässt und vor allem der Brückenschlag zur Soziobiologie wenig Mühe macht (weniger Mühe zu machen scheint).

Von anderen Autoren, wie z.B. Norbert Elias, wird der Begriff des sozialen Handelns als irreführend und unnötig verworfen. Da die Sozialität, also das Zusammenleben in Gesellschaften, ein fundamentales Merkmal unserer Spezies sei, gebe es kein menschliches Handeln, das nicht sozial sei, d.h. in irgend einer Hinsicht auf andere Menschen bezogen.

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