Sunday 14 July 2013

NEW BUSINESS NEUE WERTE: Das PSF-Modell (Professional Service Firm) – die TRANSFORMATION



von Tom Peters, www.tompeters.com


! Knallbunte Regeln …

– Jeder (jeder!) Job in der Büro-Welt wird auch außerhalb angeboten – und zwar profitabler. Von Professional Service Firms (PSFs)

– Eine PSF betreibt Wertschöpfung auf eine einzige Weise: durch die Ansammlung und Anwendung von kreativen intellektuellem Kapital.

– Machen Sie aus jeder Aufgabe ein »Produkt«. Stellen Sie alles ins Internet. Lagern Sie alles, was nicht Ihre Stärke ist, an Experten aus. Und konzentrieren Sie sich auf das bisschen, dass sich wirklich lohnt.

– Eine PSF werden Sie, indem Sie das Wort »verbessern« streichen und durch das Wort »transformieren« ersetzen. Jetzt sofort.


! TIRADE   Wir sind nicht vorbereitet …

Wir sind bestrebt, »Effizienz« und »Effektivität« unserer »Abteilung« zu verbessern. Aber es kommt nicht auf »Verbesserung« an, so dramatisch sie auch ausfallen mag. Wir müssen die »Abteilungen« zerstören und stattdessen aggressive, fantasievolle, unternehmerisch denkende Professional Service Firms (PSFs) aufbauen. PSFs sind die primäre Quelle kreative Arbeit … und damit fast jeglicher Wertschöpfung in unseren Unternehmen.


! VISION   Ich stelle mir vor …

Aufregende Finanzabteilung, die ihre kreativen Dienstleistungen weit über die Unternehmensgrenzen hinaus verkaufen.

Eine McKinsey oder IDEO-»Mentalität« in jeder »Abteilung« des Unternehmens. (»Wir sind die Kinostarts der Geschäftswelt«, erklärte mein erster McKinsey-Partner / Vorgesetzter, was ich auch nur zu gerne glaubte.)

Mutige, vielfältige, kreative Talente in jeder dieser internen Abteilungen alias PSFs (Professional Service Firme) – beschäftigt mit WOW-Projekten. (Verwenden Sie das Wort: »WOW!« Verdammt!) Projekte, die Spuren im Universum hinterlassen (und mit Steve Jobs von Apple zu sprechen).


Das PSF-Modell (Professional Service Firm):

Vier einfache Regeln

Mit Blick auf John seine ganz virtuelle Personalabteilung schuf ich das folgende allgemeine GSF Modell. Es gilt gleichermaßen für die Finanz, Tweetie, Logistik, Konzeption und Personalabteilung.

Das Modell besteht aus vier zentralen Baustein.


Produktregel

Übersetzen Sie jede »Abteilungsaktivität« in ein geldwertes »Produkt«. Wenn Sie keine klar umrissene Vorstellung von Ihrer augenblicklichen Tätigkeit haben – wenn Sie darin kein »Produkt« erkennen können, für das jemand Geld zahlen sollte –, dann beenden Sie diese Tätigkeit. (Okay?)


Alles muss … rein

Verlagern Sie sämtliche Aktivitäten (»Produkte«) ins Internet. 100 Prozent. Stellenangebote. Schulung. Belohnung. Verfahrensregeln. Prozesse. (100 Prozent = 100 Prozent).


(Fast) alles muss … raus

Überprüfen Sie jede Aktivität (jedes »Produkt«), für das Ihre PSF zuständig ist: Schulung, Vergütung, Management, Einstellungen, Bewertung und so weiter. Wenn Sie darin nicht wirklich gut sind, sollten Sie es an jemanden auslagern, der darin wirklich gut ist. Das dürfte am Ende 75 bis 95 Prozent aller Ihrer Tätigkeiten betreffen. Kein Scherz. (Hoppla. Es könnten auch 100 Prozent werden. Und … weg … sind …  Sie.)


Auf Los geht's los

Was bleibt, wir werden zu einem Zentrum globaler Spitzenleistung. Machen Sie daraus so viel wie möglich. Einfache Botschaft: Bleiben Sie getreu bei dem, was Sie gut können. (Verdammt gut.) (Erkennbar Verdammt gut.) (Gut im Sinne von Weltklasse.) Machen Sie daraus etwas, dass sich verkaufen lässt für einen hübschen Obolus. (Vielleicht sogar an Ihre Wettbewerber!) Etwas SUPERCOOLES!


Alles zusammen ergibt sich ein einfaches Modell. Aber eines, das leider meilenweit von dem entfernt ist, was wir heute praktizieren. (Denken Sie an »Kostenstelle« und »Overhead«.) Reprise: Alles wird gut… Einhundert Prozent kommt ins Internet. Dinge, in denen wir nicht gut sind, lagern wir an diejenigen aus, die darin Meister sind. Und wir konzentrieren uns auf das bisschen, dass die Mühe WERT ist. (IN BAREM GELD.)


PSF: Kurzeinführung

Wodurch zeichnet sich also das Modell der Professional Service Firm (PSF) – dieses zentralen Elements in der Landschaft der New Economy – aus? Hier sind meine neun wichtigsten Prinzipien:


1. Hohe Wertschöpfung

Einhundert Prozent (kein Rundungsfehlern!) der Arbeit, die wir leisten, wird zu Projekten mit hohem Wertschöpfungsgrad. Arbeit = schillernde Projektarbeit. Botschaft: wertschöpfungintensive Projekte. Punkt. (Oder … Strg-Alt-Entf.)


2. Kunden-Pioniere

»Revolutionieren« Sie Ihre »Abteilung«, indem Sie Kunden mit Pioniergeist ausfindig machen. Als »interner Dienstleister« müssen Sie natürlich sämtliche Anrufe Ihrer internen »Kunden« entgegennehmen. Aber Sie brauchen nicht allen die gleiche Aufmerksamkeit zu widmen. Sie werden sogar schon blöd, wenn sie es täten. Die ungeschminkte Wahrheit: Sie wollen Ihre besten Leute und ihre meiste Energie auf die 10 Prozent Ihrer internen Kunden konzentrieren, die sich zutreffend als »Freaks«, »schräge Vögel«, »Revolutionäre«, »Pioniere« bezeichnen lassen. Losung: Unser Bekanntheitsgrad richtet sich nach der Qualität unserer Arbeit für die Pioniere unter unseren Kunden! (Glauben Sie mir – wir kommen noch ausführlich darauf zurück.)


3. WOW-Arbeit

Arbeit mit WOW-Qualität! Sonst nichts! Der Verdammte 236-Dollar-Mikroprozessor liest EKGs besser als Sie, Herr Doktor. Was haben Sie also vor? Antwort: Supercoole Dinge tun – oder den »Laden« dicht machen. Wenn Sie den quantitativen WOW-Test gnadenlos auf alle Tätigkeiten an.


4. Talent

Alles dreht sich um TALENT. Das ist die ganze Idee hinter der (ernsthaft betriebenen) Wertschöpfung. Ob im Baseball-Team, im Symphony-Orchester, im Theater oder in der Logistikabteilung (der jetzigen Rockstar-PSF!).

Suchen Sie großes Talent!
Engagieren Sie großes Talent!

Statten Sie großes Talent mit dem nötigen Freiraum aus! Befördern Sie großes Talent! Bezahlen Sie es!


5. Abenteurerkultur

Ich bin die Vorstellung von der »farblosen Buchhaltungsabteilung« – oder was auch immer – leid. Wenn sie farblos ist, dann deshalb, weil der zuständige Abteilungsleiter »farblos« ist. Abenteuerlustige Finanzabteilung! (Ja!) Abenteuerlustige Logistikabteilung! (Ja!) Abenteuerlustige Einkaufsabteilung! (Ja!) Wenn es in Zukunft darum geht, mit der Ansammlung und Anwendung von intellektuellem Kapital und Kreativität viel coole Wertschöpfung zu betreiben, sollten aus den (ehemaligen) »Kostenstellen« / »Unterstützungsfunktionen« wunderbare, sagenhafte »Abenteuerplätze« werden. WARUM NICHT? (Wenn Sie denken, ich übertreibe … dann müssen Sie mir das erklären. Ich habe recht. Und wenn Sie anderer Meinung sind … dann liegen Sie falsch. MIT TRAGISCHEN KONSEQUENZEN.) (Pardon, aber es musste mal raus.)


6. Proprietäre Sichtweisen / proprietäre Methoden

Es gibt die »EDS-Methode«. Es gibt die »McKinsey-Methode«. Solche »proprietären« Methoden können für eine Professional Service Firm Milliarden Dollar wert sein. Und welche »proprietäre« »Arbeitsweise« / »Methode« kennzeichnet Ihre Finanz-, Logistik-, IT-, Personal- oder Schulungs »Abteilung«?

Was macht Sie so (s-e-h-r) besonders?

So besonders, dass niemand ihnen das Wasser reichen kann? (Niemand auf der ganzen Welt.) (Ich hoffe, Sie haben auf eine gute Antwort.) (Nur wenige Unterabteilungen haben einen. Leider.)


7. Geldwerte Arbeit

Alle wertvolle Arbeit verdient eine Rechnung! Und eine heftige dazu! Wenn niemand die (gesalzene) Rechnung für Ihre Tätigkeit zahlt … dann war sie »es« von Anfang an nicht wert. (Nehmen Sie mich nicht gleich beim Wort, aber denken Sie darüber nach.) Gute Juristen berechnen nicht selten 500 Dollar pro Stunde. Warum nicht auch der weltbeste Logistiker Ihrer »Abteilung« alias als schillernde Professionell-Service-Firm?


8. Externe Kunden

Mindestens 65 % dessen, was wir tun, muss für uns externe Kunden bestimmt sein. Alle PSF müssen den Markttest bestehen. IST EIN EXTERNER KUNDE BEREIT, DAFÜR ZU BEZAHLEN? VIEL?


9. Wann? Jetzt sofort!

Vielleicht denken Sie, dass Sie mit dieser ganzen PSF-Idee nicht weit kommen werden. Ihr Unternehmen ist nicht so weit. Aber nichts kann Sie hindern, emotional den Schritt zu tun. Jetzt sofort. Diese »Idee« (interne PSF) ist eine Sache der Einstellung (90 Prozent) und der vertraglichen Details (10 Prozent).


Eine Frage der Einstellung

Wie lange dauert es, diesen »tief greifenden Wandel« von »Abteilung« / »Unterstützungsfunktionen« / »Kostenstelle« zur ausgereiften PSF zu vollziehen?

Jahre über Jahre, nicht wahr?

Wie wär's mit  »eine Minute« ?

Nehmen Sie das Wort »ausgereift« vorerst aus der Gleichung heraus.

Konzentrieren Sie sich auf den »fundamentalen Wandel«, der zu 99 Prozent eine Sache der Einstellung ist. Mein Schlüssel dazu: Ein-Minuten-Spitzenleistung.

Zehn Jahre lang schrieb ich eine wöchentliche Kolumne. Von den etwa 520 Texten rief ein halbes Dutzend besonders starke Reaktionen hervor. Einer davon trug die absurde Überschrift: »Ein-Minuten-Spitzenleistung«!

Das Problem:. Ich schriebs … und ich glaubte daran.

Alles hängt von der persönlichen Entschlossenheit ab. Der einfachen, aber unwiderruflichen Entschlossenheit, niemals und unter keinen Umständen mehr etwas zu tun, was nicht Spitzel ist.

Vergessen Sie die juristischen Details. Vergessen Sie, ob ihre Abteilung offiziell zu einem eigenständigen Tochterunternehmen innerhalb des Geschäftsbereichs ABC des Unternehmens XYZ wird oder nicht.

Fragen Sie sich stattdessen: Wie entwickele ich die »PSF-Einstellung«?

Hier sind meine Leitlinien:

Kulturwandel findet nicht im »Unternehmen« statt.

Kulturwandel ist kein Programm.

Kulturwandel braucht nicht Jahre.

Kulturwandel beginnt nicht heute.

Kulturwandel beginnt in diesem Augenblick!

Kulturwandel lebt im Augenblick.

Kulturwandel ist ausschließlich ihre Sache!

Sie werden eine PSF, indem Sie … eben … eine PSF werden.

Jetzt.

Versuchen Sie es mit dieser Losung:

Wir werden … überleben.
Wir werden … gedeihen.
Wir werden … WOW-Arbeit leisten.
Wir werden … Pioniere unter unseren Kunden finden.
Wir werden … den Ballast, den Dilbert uns so treffend vor Augen geführt hat, automatisieren.
Wir werden … uns auf das konzentrieren, was uns wirklich auszeichnet.
Wir werden … aus unseren Stärken, das Beste machen.
Wir werden … jetzt beginnen!

In dieser … Sekunde.


PSF in fünf Schritten

Das Wesentliche dieses Kapitel steht in folgendem Fünf-Punkte-Programm (hey, immerhin sieben Punkte weniger als bei den Anonymen Alkoholikern!):

1. NEHMEN SIE PROFESSIONAL SERVICES FÜR UNS ERNST. SEHR ERNST.

2. LERNEN SIE VON IHNEN.

3. VERWANDELN SIE JEDEN TEIL IHRES UNTERNEHMENS IN EINE SCHILLERNDE PSF. 
(»Schillernd« = gutes Wort, großes Wort.)

4. AKZEPTIEREN SIE VON EINER ABTEILUNG NICHTS GERINGERES ALS »SPITZENLEISTUNG«.

5. TRENNEN SIE SICH VON JEDEM IN IHRER ABTEILUNG (PSF!), DER »ES NICHT BEGREIFT«.



SCHLUSS MIT LUSTIG

Während ich dieses Kapitel schrieb, wurde ich immer wütender. Seit fünf Jahren scheibe und rede ich nun schon über dieses Thema. 4,9 der fünf Jahre hielt ich mich verbal zurück. Ich sagte, das PSF-Modell sei eine »gute Idee«.

Mittlerweile bin ich anderer Meinung. Ich halte es für eine FANTASTISCHE IDEE. Ich bin mir sicher, dass ich Recht habe.

Ich bin davon überzeugt, dass der Mikroprozessor – oder die Menschen in Indien und Ghana – 80 % der Bürojobs übernehmen werden. Ich bin davon überzeugt, dass die Vereinigten Staaten im Fertigungsbereich keine Chance haben. Ich glaube, dass unsere Wertschöpfung ausschließlich auf intellektuellem Kapital beruhen wird. Auf fabelhaften »Talenten«, die fabelhafte »Projekte« verfolgen.

Meine Geduld ist erschöpft. Die Formulierung. Die TSF seine gute Idee, hatte mich ausgedient. Das Leben ist kompliziert, und man kann über vieles streiten. Aber in diesem Punkt …HABE ICH RECHT.

(Okay, vielleicht irre ich mich. Aber lesen Sie die letzten Seiten. Was ist, falls ich Recht habe? Was ist, wenn meine Arroganz bezüglich dieser Idee gerechtfertigt ist? Tun Sie mir nur diesen einen Gefallen: DENKEN SIE DARÜBER NACH. ERNSTHAFT.)


! Kontraste


Früher

1 Kostenstelle

2 Verfahrensorientiert

3 Minimale Ausgaben

4 Dichte Unternehmensmauern

5 Minimale Gehaltszahlungen mit entsprechender Einstellungspraxis

6 Passiv: Sture Auftragserfüllung

7 Effizienzverbesserung

8 Bürosklaven

9 Bewahrung


HEUTE

1 Profitcenter

2 Kundenorientiert

3 Maximale Wertschöpfung

4 Offen für externe Kunden

5 Anwerbung von Star-Mitarbeitern mit angemessener Bezahlung

6 Aktiv: Inspirierte WOW-Projekte

7 Unternehmenswandel

8 Stolze Experten

9 Schöpfung



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