Tuesday 21 December 2010

Kosmische Gesetze-Hermetik: Die Schwingung

"Nichts ruht, alles bewegt sich; alles schwingt."
Das Kybalion

Das große dritte hermetische Prinzip - das Prinzip der Schwingung - enthält die
Wahrheit, dass in allem im Universum sich Bewegung manifestiert dass nichts in
Ruhe ist - dass alles sich bewegt, schwingt und kreist. Dieses hermetische Prinzip
wurde von einigen der alten griechischen Philosophen erkannt, welche es in ihr
System einbauten. Dann aber verloren es die Denker außerhalb der hermetischen
Reihen für Jahrhunderte aus den Augen. Im neunzehnten Jahrhundert aber wurde
die Wahrheit von der physikalischen Wissenschaft wieder entdeckt, und die
wissenschaftlichen Entdeckungen des zwanzigsten Jahrhunderts haben neue
Beweise für die Richtigkeit und Wahrheit dieser Jahrhunderte alten Lehre
geliefert.

Die hermetischen Lehren sagen uns, dass nicht nur alles in fortwährender
Bewegung und Schwingung ist, sondern dass die Unterschiede zwischen den
einzelnen Manifestationen der universalen Macht nur in den verschiedenen
Maßen und Arten der Schwingungen bestehen. Aber nicht nur dies, sogar das All,
in sich selbst, manifestiert eine fortwährende Schwingung von so unendlicher
Intensität und so schneller Bewegung, dass es praktisch als in Ruhe befindlich
angesehen werden kann; die Lehrer machen die Schüler auf die Tatsache
aufmerksam, dass sogar auf dem physischen Plan ein Gegenstand, der sich rasch
bewegt (z. B. ein sich drehendes Rad) uns ruhig erscheint. Nach den hermetischen
Lehren ist "Spirit" an einem Pol der Schwingung, am anderen Pol sind gewisse
Formen von Materie. Zwischen diesen beiden Polen sind Millionen über
Millionen verschiedener Schwingungsmaße und Schwingungsarten.

Die moderne Wissenschaft hat bewiesen, dass alles, was wir Materie und Energie
nennen, nur "Arten schwingender Bewegung" sind, und manche fortschrittliche
Gelehrte nähern sich rasch der Ansicht der Okkultisten, welche auch die
Phänomene des Mind für Arten von Schwingung oder Bewegung halten. Sehen
wir zu, was die Wissenschaft über die Schwingungen in Materie und Energie zu
sagen hat.
Fürs erste lehrt die Wissenschaft, dass alle Materie in gewissem Grade die
Schwingungen manifestiert, die durch Temperatur oder Wärme entstehen. Ist ein
Gegenstand heiß oder kalt - beides sind nur Grade desselben Dinges -, er
manifestiert gewisse Wärmeschwingungen und ist in diesem Sinne in Bewegung
und Schwingung. Vom Körperchen bis zu den Sonnen sind alle Teile der Materie
in kreisender Bewegung. Die Planeten drehen sich um die Sonne und viele von
ihnen drehen sich um ihre eigene Achse. Die Sonnen bewegen sich um größere
Mittelpunkte, von diesen Mittel punkten glaubt man, dass auch sie sich um noch
größere bewegen und so weiter, bis ins Unendliche. Die Moleküle, aus denen die
einzelnen Arten der Materie zusammengesetzt sind, sind in einem Zustand
fortwährender Schwingung und Bewegung umeinander und gegeneinander. Die
Moleküle sind aus Atomen zusammengesetzt, welche gleicherweise in einem
Zustand andauernder Bewegung und Schwingung sind. Die Atome sind aus
Körperteilchen, manchmal "Elektronen" "Ionen" genannt, zusammengesetzt,
welche auch in einem Zustand rascher Bewegung sind, sich umeinander drehen,
und eine sehr rasche Schwingungsart manifestieren. So sehen wir, dass, in
Übereinstimmung mit dem hermetischen Prinzip der Schwingung, alle Formen
der Materie Schwingung manifestieren.

Und so ist es auch mit den verschiedenen Formen der Energie. Die Wissenschaft
lehrt, dass Licht, Wärme, Magnetismus und Elektrizität nur Formen schwingender
Bewegung sind, in gewisser Weise mit dem Äther zusammenhängend,
wahrscheinlich vom Äther ausgehend. Der Wissenschaft ist es bis jetzt noch nicht
gelungen, die Natur der Phänomene zu erklären, die als Kohäsion, chemische
Affinität und Gravitation bekannt sind. Kohäsion ist das Prinzip der
Molekular-Anziehung, chemische Affinität ist das Prinzip der Atom-Anziehung;
Gravitation (das größte Geheimnis unter den dreien) ist das Prinzip der
Anziehung, durch welche jeder Teil und jede Masse von Materie an jeden anderen
Teil und jede andere Masse gebunden ist. Diese drei Energieformen werden von
der Wissenschaft noch nicht verstanden, doch neigen die Fachautoren zu der
Ansicht, dass auch sie Manifestationen einer Form von schwingender Energie
sind, eine Tatsache, welche von den Hermetikern seit undenklichen Zeiten
erkannt und gelehrt wurde.
Der universale Äther, der von der Wissenschaft vorausgesetzt wird, ohne dass sie
seine Natur klar verstehen würde, wird von den Hermetikern als eine höhere
Manifestation dessen angesehen, was irrtümlich Materie genannt wird - das will
sagen, als Materie von höherem Schwingungsgrad - und wird von ihnen
"ätherische Substanz" genannt. Die Hermetiker lehren, dass diese ätherische
Substanz von außerordentlicher Dünnheit und Elastizität ist, den universalen
Raum durchdringt und als Übertragungsmedium für Wellen schwingender
Energie (Wärme, Licht, Elektrizität, Magnetismus usw.) dient. Die Lehren gehen
dahin, dass die ätherische Substanz ein Bindeglied ist zwischen den als "Materie"
bekannten Formen schwingender Energie einerseits und "Energie und Kraft"
andererseits; auch dass sie einen nach Maß und Art vollständig eigenen
Schwingungsgrad manifestiert.

Um die Wirkung zunehmender Schwingungsmaße zu zeigen, haben die Gelehrten
die Illustration durch ein Rad, durch einen Kreisel oder einen Zylinder in rascher
Bewegung gewählt. Es wird dabei vorausgesetzt, dass ein Rad, ein Kreisel oder
ein sich drehender Zylinder mit geringer Geschwindigkeit läuft - wir wollen bei
der Besprechung des ganzen Vorgangs dieses sich drehende Ding "den
Gegenstand" nennen. Nehmen wir also an, der Gegenstand bewege sich zunächst
langsam. Man kann die Bewegung gut sehen, aber kein Laut von dieser
Bewegung erreicht unser Ohr. Die Geschwindigkeit nimmt nach und nach zu.
Nach einigen Augenblicken wird die Bewegung so schnell, dass ein tiefes
Brummen oder eine tiefe Note hörbar wird. Wenn dann die Geschwindigkeit noch
weiter wächst, wird ein der musikalischen Tonleiter angehörender Ton erzeugt.
Bei weiterer Steigerung der Geschwindigkeit kann man den nächst folgenden Ton
unterscheiden. Und so kommen - einer nach dem andern - alle die Töne der
Tonleiter, je mehr die Bewegung sich steigert, desto höher werden die Töne.
Wenn die Bewegung schließlich einen gewissen Grad erreicht hat, ist der höchste,
für das menschliche Ohr noch vernehmbare Ton erreicht, der schrille,
durchdringende Schrei erstirbt und Stille folgt. Kein Laut des sich drehenden
Gegenstandes wird gehört, da das Maß der Bewegung so hoch geworden ist, dass
das menschliche Ohr die Schwingungen nicht mehr aufnehmen kann.

Dann empfinden wir zunehmende Wärme. Nach einiger Zeit erreicht das Auge einen
flüchtigen Schimmer des Gegenstandes, der eine trübe, stumpfe rötliche Farbe
angenommen hat. Mit wachsender Geschwindigkeit wird das Rot heller und geht
später in Orange über. Dann folgen nach und nach die Schattierungen von Grün,
Blau, Indigo und schließlich Violett. Die Geschwindigkeit nimmt immer weiter
zu. Es vergeht das Violett, alle Farben verschwinden, das menschliche Auge kann
sie nicht aufnehmen.

Vom sich drehenden Gegenstand gehen aber unsichtbare Strahlen aus, die Strahlen, die in der Photographie verwendet werden und noch
andere feine Lichtstrahlen. Dann beginnen sich besondere, als Röntgenstrahlen
bekannte Strahlen zu manifestieren, da sich die Körperbeschaffenheit des
Gegenstandes geändert hat. Wenn das zugehörige Schwingungsmaß erreicht ist,
werden Elektrizität und Magnetismus ausgesendet.

Wenn dann der Gegenstand ein bestimmtes Schwingungsmaß erreicht hat,
zerfallen seine Moleküle und lösen sich in die ursprünglichen Elemente und
Atome auf. Dem Prinzip der Schwingung folgend, werden die Atome in die
zahllosen Teilchen (Elektronen), aus denen sie zusammengesetzt sind, getrennt.
Und schließlich verschwinden auch die Elektronen und man kann sagen, der
Gegenstand wird aus der ätherischen Substanz zusammengesetzt.

Die
Wissenschaft wagt es nicht, die Illustration noch weiter zu verfolgen, die
Hermetiker aber lehren, dass, wenn die Schwingungen andauernd anwachsen
würden, der Gegenstand die folgenden Manifestationsstadien erreichen würde und
der Reihe nach die verschiedenen mentalen Stufen manifestieren würde, dem
"Spirit" immer näher käme und endlich wieder ins All eingehen würde, das
absoluter Spirit ist. Lange bevor er die Stufe ätherischer Substanz erreicht hat, hat
der "Gegenstand" jedoch aufgehört, ein "Gegenstand" zu sein. Andererseits aber
ist die Illustration doch richtig, sofern sie die Wirkung andauernd gesteigerten
Schwingungsmaßes zeigt.

Bei der oben gegebenen Illustration darf man nicht
vergessen, dass in den Stadien, in denen der "Gegenstand" Schwingungen von
Licht, Wärme, usw. aussendet, er nicht wirklich in diese Energieformen aufgelöst
wurde (diese Energieformen stehen auf einer viel höheren Stufe); er erreicht
einfach einen Schwingungsgrad, in welchem diese Energieformen, bis zu einem
gewissen Grad, von den beschränkenden (confining, ihn begrenzenden)
Einflüssen seiner Moleküle, Atome und Elektrone befreit werden. Obwohl diese
Energieformen viel höher stehen als Materie, sind sie doch in die materiellen
Verbindungen eingeschlossen dadurch, dass sie sich durch materielle Formen
manifestieren und sie gebrauchen. Dadurch aber werden sie in ihre Schöpfungen
materieller Formen verwickelt und eingesperrt, was bis zu einem gewissen Grad
bei allen Schöpfungen der Fall ist: die schöpferische Kraft wird in ihre Schöpfung
involviert.

Die hermetischen Lehren gehen aber viel weiter als die moderne Wissenschaft.
Sie lehren, dass alle Manifestationen von Gedanken, Gefühlen, Verstand, Wille
oder Wunsch, oder mentalen Zuständen und Beschaffenheiten von Schwingungen
begleitet werden, von denen ein Teil ausgesendet wird und die Minds anderer
Personen durch "Induktion" beeinflussen kann. Dies ist das Prinzip, das die
Erscheinungen der "Telepathie" hervorruft, mentalen Einfluss und andere Formen
von Wirkung und Macht von Mind über Mind.

Infolge der weiten Verbreitung
okkulten (lat. occultus: verborgen, verdeckt) Wissens durch die verschiedenen Schulen, Kulte und Lehrer in unserer
Zeit wird das Publikum mit diesen Erscheinungen rasch bekannt.
Jeder Gedanke, jedes Gefühl oder jeder mentale Zustand hat sein entsprechendes
Maß und seine entsprechende Art der Schwingung. Und durch eine Anstrengung
des Willens der Person selbst oder anderer Personen können diese mentalen
Zustände reproduziert werden, ebenso wie ein musikalischer Ton erzeugt werden
kann, indem man ein Instrument in einem bestimmten Maße schwingen lässt, -
wie auch eine Farbe auf dieselbe Weise reproduziert werden kann.

Durch die
Kenntnis des Prinzips der Schwingung, angewendet auf mentale Phänomene,
kann man sein Mind auf jeden erwünschten Schwingungsgrad polarisieren, und so
eine vollkommene Herrschaft über seine mentalen Zustände, Stimmungen usw.
erlangen. Auf dieselbe Weise kann man auch die Minds anderer beeinflussen,
indem man die gewünschten, mentalen Zustände in ihnen hervorruft. Kurz gesagt,
man kann fähig sein, auf dem mentalen Plan das hervorzurufen, was Wissenschaft
auf dem physischen Plan erzeugt, nämlich "Schwingungen nach dem Willen".

#Diese Macht kann man natürlich nur durch besonderen Unterricht, durch
Übungen und durch Praxis usw. erlangen, denn sie ist die Wissenschaft mentaler
Transmutation, ein Zweig der hermetischen Kunst.
Ein kurzes Überlegen dessen, was wir gesagt haben, wird dem Schüler zeigen,
dass das Prinzip der Schwingung den wunderbaren machtvollen Phänomenen
zugrunde liegt, welche von den Meistern und Adepten manifestiert werden. Die
Meister und Adepten können scheinbar die Naturgesetze unwirksam machen, in
Wirklichkeit aber gebrauchen sie nur ein Gesetz gegen ein anderes; ein Prinzip
gegen andere Prinzipien. Sie erzielen ihre Erfolge dadurch, dass sie die
Schwingungen von materiellen Gegenständen oder von Energieformen verändern,
und so das vollbringen, was gewöhnlich "Wunder" genannt wird.

Sehr wahr sagt ein alter hermetischer Schriftsteller: "Wer das Prinzip der
Schwingung versteht, hat das Szepter der Macht erlangt."

Quelle:
Das Kybalion. Die sieben hermetischen Gesetze. Aurinia Verlag, Hamburg 2007, 5. verbesserte Aufl. 2010, ISBN 978-3-937392-17-2. Herausgegeben und mit einem Vorwort versehen von Robert B. Osten.

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